Fraunhofer ISI in Kooperation mit Fraunhofer IIS und Fraunhofer IISB
Tiny Compliments
Transfer wird häufig als unbeachtete Zusatzaufgabe wahrgenommen. Es fehlt an einer positiven Haltung und einer Kultur der Wertschätzung gegenüber transferbezogenem Engagement. Viele Mitarbeitende erkennen zudem ihren eigenen Beitrag zum Transfer nicht. Dies kann geändert werden, indem man durch Tiny Compliments die Erfolge im Wissens- und Technologietransfer sichtbar macht und ihnen die Anerkennung schenkt, die sie verdienen.
Tiny Compliments sind kleine Formen sozialer Anerkennung. Sie werden meist verbal vermittelt in Form von Interesse, Zustimmung oder Wertschätzung für ein bestimmtes Verhalten. Werden Tiny Compliments gezielt eingesetzt, lassen sich Forschende für ihren eigenen Beitrag zum Wissens- und Technologietransfer sensibilisieren und zu transferförderlichem Verhalten anregen. Ihre Wirkung im Transferkontext wurde im Rahmen des BMFTR-geförderten Projekts Transentive am Fraunhofer ISI in Leipzig in zwei Testzeiträumen zu je drei Monaten untersucht. Im ersten Testzeitraum wurde das Lob von Führungskräften zu Mitarbeitenden untersucht und im zweiten Testzeitraum das sogenannte Peer-to-Peer-Lob zwischen Mitarbeitenden. Die Projektteilnehmenden haben jeweils hybride Schulungen zu gelungenem Lob erhalten und sollten anschließend vermehrt Lob zu transferspezifischen Themen aussprechen. Ihre Wahrnehmungen (Reaktionen, eigene Gefühle, Auswirkungen auf Arbeitsklima, Implikationen auf Transfer) wurden durch regelmäßige halbstandardisierte Einzelinterviews erfragt.
Die verhaltenspsychologische Grundlage des Anreizes ist das Konzept der positiven Verstärkung. Wenn Menschen Lob für eine bestimmte Handlung erhalten, versuchen sie, diese zu wiederholen, um das positive Gefühl erneut zu erleben. So soll die Motivation für Wissens- und Technologietransfer bei den Forscher*innen langfristig gesteigert werden.
In den Leitfadeninterviews hat sich gezeigt, dass viele Forschende keine konkrete Vorstellung von Wissens- und Technologietransfer haben. Die Schulungen haben sich dabei als sinnvoll erwiesen, da so einerseits ein spezifischeres Verständnis für Transferaktivitäten geschaffen wurde und andererseits durch die bloße Auseinandersetzung mit Transfer die Sensibilität erhöht werden konnte.
Für das Lob zwischen Mitarbeitenden (Peer-to-Peer-Lob) konnten positive Effekte auf alle Beteiligten nachgewiesen werden. Nicht nur die Gelobten fühlten sich durch das verstärkte Lob, besser wertgeschätzt, auch die Personen, die das Lob ausgesprochen haben, berichteten über positive Effekte und eine gestiegene Sensibilität für den Wissens- und Technologietransfer. Trotz der positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden konnte im Rahmen des Projektes nicht untersucht werden, inwiefern Tiny Compliments tatsächlich zu einer Steigerung von Transferaktivitäten beitragen können. Hierfür bedarf es einer längerfristig angelegten Untersuchung.